Automation

Factorio und Unternehmesführung? Teil 2

Geschrieben von Bastian Bührmann | Aug 26, 2024 1:22:15 PM

Aufbauend auf dem vorherigen Artikel, in dem einige Grundprinzipien der Unternehmensführung anhand der Factorio-Metapher veranschaulicht wurden, handelt dieser Artikel von fortgeschritteneren Konzepten für Unternehmen in der Wachstumsphase. Stellen Sie sich vor, Ihre "initiale Fabrik" – sprich, Ihre Kernprozesse – läuft bereits zuverlässig. Was kommt als Nächstes?

Learning 4: Umfassende Automatisierung mit Bots

Jeder Factorio-Veteran freut sich auf den Start der ersten Bau- und Logistik-Roboter. Zwar lässt sich "das Spiel" auch ohne diese gewinnen, richtig Spaß macht es meiner Meinung nach erst mit den Bots. Analog lässt sich dies auch für Unternehmen in der Wachstumsphase sagen. Ein E-Commerce-Unternehmen kann auch ohne KI und gezielte Automatisierung gewinnbringend arbeiten. Jedoch lassen sich mit diesen Technologien die Effizienz und Skalierbarkeit eines Unternehmens nachweislich steigern.

Die Gartner Tech Trends 2024 sprechen davon, dass in Deutschland zurzeit ca. 12 % der Unternehmen diese Technologien im Einsatz haben. Eine Technologie ist dabei jedoch immer nur "so gut" wie ihr Anwendungszweck, und da bieten diese Technologien für beispielsweise den Bereich E-Commerce einiges:

  • Intelligentes Bestandsmanagement: KI-gestützte Systeme können Lagerbestände in Echtzeit überwachen, Nachfragetrends analysieren und automatisch Nachbestellungen auslösen. Dies optimiert die Lagerhaltung und reduziert Kosten.
  • Kundenservice-Optimierung: Chatbots können die erste Kontaktebene im Kundenservice bilden, einfache Anfragen schnell beantworten und komplexere Fälle an menschliche Mitarbeiter weiterleiten. Dies ermöglicht einen 24/7-Service bei gleichzeitiger Entlastung des Personals.
  • Prozessautomatisierung: Repetitive Aufgaben wie Dateneingabe oder Standardberichterstellung können durch automatisierte Systeme effizienter gestaltet werden, wodurch Mitarbeiter sich auf wertschöpfende Aktivitäten konzentrieren können.

Mit dem strategischen Einsatz dieser "Business Bots" kann die Fehlerquote minimiert, die Effizienz gesteigert und die Skalierbarkeit des Unternehmens wirklich verbessert werden. Wichtig dabei zu betonen ist jedoch:

  • Die "Bots" dienen dem Menschen, das bedeutet, eine entsprechende Anwenderschnittstelle muss benutzerfreundlich sein.
  • Die Implementierung dieser Technologie kann aufgrund der Unternehmenskultur schwierig sein. Ein ordentliches und geplantes Changemanagement ist ratsam.
  • Ethische Aspekte und Datenschutz müssen sorgfältig beachtet werden.
  • Mitarbeiter sollten für die Arbeit mit diesen neuen Technologien geschult und vorbereitet werden.

Ein ausgewogener Ansatz, der Technologie als Unterstützung, nicht als Ersatz für menschliche Fähigkeiten betrachtet, erscheint mir hier der beste Weg zu sein.

Machen Sie doch mal folgendes Gedankenspiel: "Wie würden meine Mitarbeiter reagieren, wenn sie für den Großteil ihrer Linientätigkeiten nur noch 50 % der ursprünglichen Zeit benötigen würden?" Würden sich Ihre Mitarbeiter freuen, oder würde sich "Angst um den Job" ausbreiten? Stehen Ihre Mitarbeiter "dem ganzen Technologiekram" kritisch gegenüber und sagen: "Das haben wir aber immer anders gemacht", oder sind sie offen für neue Wege?

Falls Sie meinen, das sei ein Phänomen, das nur in der Geschäftswelt auftritt, weit gefehlt: Selbst unter Factorio-Spielern wird diskutiert: "Are Bots too powerful?"

Learning 5: Systematisierung und Skalierung bewährter Praktiken

In Ihrem Unternehmen haben sich über die Zeit hinweg gewisse Handlungen durch häufige Übung verfestigt, wodurch nach und nach Ihre standardisierten Prozesse entstanden sind. Analog erfinden Sie auch im Spiel nicht jedes Mal das Rad neu und verwenden Fabrikdesigns, die sich über die Zeit bewährt haben. Im Spiel ist Skalierung ein wichtiges Kernelement und genau wie in Ihrem Unternehmen kann das im Multiplayer, wo "jeder macht, was er will", zu einem Riesenproblem werden. Ein erfolgreiches Fabrikdesign muss von daher stets die Zukunft im Blick haben, und es muss für jeden, der es gerade braucht, auffindbar sein.

Das Entwickeln und Managen erfolgreicher Blueprints ist dabei immer ein Wettlauf mit sich verändernden Anforderungen. Grundsätzlich verläuft der Prozess dabei genauso in der echten Welt.

  • Dokumentation von Best Practices: Erfassen Sie detailliert Ihre erfolgreichsten Prozesse, sei es eine effektive Verkaufsmethode oder ein optimiertes Fulfillment-Verfahren. Diese Dokumentation sollte nicht nur die Schritte, sondern auch den Kontext und die Gründe für den Erfolg beinhalten – kurz gesagt: SOPs aufschreiben.
  • Wissensmanagement-System: Implementieren Sie eine zentrale Plattform (z. B. ein strukturiertes internes Wiki) zur Speicherung und Verbreitung dieser Informationen. Dies fördert den Wissensaustausch und erleichtert die Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
  • Kontinuierliche Optimierung: Betrachten Sie diese "Blueprints" als lebende Dokumente. Etablieren Sie einen Prozess zur regelmäßigen Überprüfung und Aktualisierung, um sicherzustellen, dass sie anforderungsrelevant und effektiv bleiben.
  • Kollaborative Weiterentwicklung: Ermutigen Sie Mitarbeiter aller Ebenen, zur Verbesserung und Erweiterung dieser Praktiken beizutragen. Dies fördert Innovation und Engagement im Prozess.
  • Skalierbare Strukturen: Entwerfen Sie Ihre Prozesse von Anfang an mit Blick auf Skalierbarkeit. Dies erleichtert sowohl kontrolliertes als auch schnelles Wachstum, ohne die Effizienz in der Zukunft zu beeinträchtigen.

Die Anwendung dieses Ansatzes stellt sicher, dass Wachstum zielgerichtet, planbar und managebar ist. Ebenso werden Onboardingzeiten für neue Mitarbeiter verkürzt und die durch Einarbeitung entstehende Reibung im Tagesgeschäft reduziert. Das Gleichgewicht zwischen Standardisierung und Flexibilität ist hierbei die Kunst, um sowohl Effizienz als auch Innovationsfähigkeit zu fördern. Prüfen Sie doch einmal bei Ihrem Unternehmen: "Wie machen wir das eigentlich?"

Von der Analogie zur Realität

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei Factorio nur um ein Spiel, und der reale Kontext wird bei Ihnen ganz anders sein. Dennoch hoffe ich erneut, dass ich Ihnen vielleicht den ein oder anderen Denkanstoß für Ihre Geschäftsprozesse bieten konnte.

Das ultimative Ziel ist nicht, dem Markt zu "entkommen", sondern nachhaltig erfolgreich zu sein. Wie erfolgreiche Unternehmer wissen, geht es schließlich darum, kontinuierlich Wert zu schaffen und sich weiterzuentwickeln.

Mit makingautomations setze ich diese Prinzipien in die Praxis um. Wenn Sie Fragen zum Artikel haben oder mehr erfahren wollen, dann lade ich Sie herzlich zu einem Gespräch ein.